Theologische Weblogs (4)

Nicht nur ich bin auf der Suche nach Pfarrern, Priestern oder Predigern, die bloggen. Auch das Blog der ZEIT hat diese Frage gestellt.

Über den Eintrag dort (der neben dem mir bereits bekannten Ulrich T.G. Hoppe nur einen weiteren bloggenden Pfarrer, Uwe Kühnweg - "Gedanken eines Berufsschulpfarrers", meldete) stieß ich im Kommentar auf das "tagebuch eines pfarrers" von Hans Spiegl aus Österreich.

Hans Spiegl ist Pfarrer in Bischofshofen, in der evangelischen Hochdiaspora. Ich weiß nicht, ob diese Tatsache dazu beigetragen hat, dass er mit dem Bloggen begonnen ist. In der dortigen Gemeindesituation könnte aber ein Blog ein zusätzliches Element in der Kommunikation zwischen Gemeinde und Pfarrer sein. Genau wie Ulrich Hoppe veröffentlicht Hans Spiegl seine Predigten über das Blog, jedoch nicht als Lesepredigt, sondern als Hörpredigt. Damit wird er der Mündlichkeit der Predigt meiner Meinung nach eher gerecht. Aber seine Audiobeiträge weisen gleichzeitig auf ein Dilemma: Hans Spiegl spricht und blogt aus seiner Gemeindesituation heraus. Ich kann mir aber kaum vorstellen, dass er seine Predigt vom 29. April mit den gleichen Worten in den verschiedenen Predigtstätten seiner Gemeinde gehalten - richtet er sich doch explizit an mehreren Stellen an die Hörer im Internet außerhalb seiner Gemeinde.

Auch in anderen Posts zeigen sich die Dilemmas eines bloggenden Pfarrers. Hans Spiegl blogt nicht nur Predigten, er blogt auch über seine Arbeit als Pfarrer, über die Seelsorge. Viele Beiträge sind Podcasts, also ein Hörtagebuch. Die bisherigen können unterschiedlicher nicht sein: Alltägliches wie Konfliktlösungsstrategien auf dem Lande (Gute Lösungen) wechseln ab mit zentralen Problemfeldern des Pfarrerdaseins (sterben wir, wie wir gelebt haben?). Auch widmet sich das Blog internetspezifischen Themenfeldern wie bestimmter sexueller Vorlieben (Seelsorge aktuell BDSM).

Ich finde das sehr mutig, als Pfarrer so tiefe Einblicke in die berufliche Seele zu geben. Ich frage mich, inwieweit nicht der/die ein/e oder andere durch eine "Fallbeschreibung" in einem Blog sich bloßgestellt fühlen kann oder gar vom Seelsorger verlassen fühlt. Seelsorge ist ein sehr persönlicher Aspekt des Pfarrerdaseins, nicht umsonst ist das Beichtgeheimnis ein sehr hohes Gut. Um Missverständnissen vorzubeugen: Hans Spiegl geht in seinen Beiträgen sehr verantwortungsvoll mit seiner beruflichen Erfahrung um. Aber gerade in dem, was er nur andeuten kann, zeigt sich der schmale Grat, auf dem ein bloggender Pfarrer im Gebiet Seelsorge wandelt.

Links: zeit.de, Gedanken eines Berufsschulpfarrers, tagebuch eines pfarrers

ui das hab ich gerne gelesen,dankeschön.

bin übrigens bloggende theologiestudentin, naja blogge aber eher selten über das studium. vielleicht war auch einfach das letzte semester zu langweilig und jetzt geht es richtig los, wer weiß? liebe grüße
Anja
anja (E-Mail) (URL) - 31 08 06 - 18:44

Frank Conrads, meines Wissens nach auch Pfarrer oder zumindest ausgebildeter Theologe, bloggt im “glaubensblog” unter http://www.germanblogs.de.. Germanblogs ist ein Versuch der Holtzbrinck-Gruppe, weiter in den Blogjournalismus einzusteigen. Ich schreibe da auch, bin aber kein Theologe, sondern lediglich Laie. Auf die Seite kommt man über die URL, die ich angegeben habe.
Sigmar (E-Mail) (URL) - 11 09 06 - 11:16

  
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