Moslemisch-christliches Miteinander

Die Lektüre der Jakarta Post ist immer wieder spannend. Nicht nur in meinem Heimatland stellt man sich die Frage nach dem Miteinander der durch unterschiedliche relgiöse Kulturen geprägten Menschen.

Dass das manches Mal etwas differenzierter betrachtet werden muss, dringt nur schwer durch - Kopftücher sind nicht nur in Deutschland ein Thema, wie ich in Jakarta im Gespräch erfahren konnte. Wer sich wie der WDR-Reporter Stefan Domke einmal die Muße nimmt, mit Muslimas darüber zu reden und diese Debatte auf das Alltägliche herunterzubrechen, der entdeckt doch ziemlich schnell, dass hier eine Symboldebatte geführt wird. Auch die Aussagen des Schuldirektors der Hauptschule, deren alltägliches Leben das WDR-Blog beschreibt, sind diesbezüglich recht deutlich.

Doch zurück zur Jakarta Post. In den letzten Tagen wird dort in der Rubrik "Opinion" eine recht interessante Diskussion geführt, Kopftücher und die Sharia in der ganzen Breite ihrer Konsequenzen eingeschlossen. Diese Diskussion führt mir die gesamte Komplexität des Miteinanders von Moslems und Christen noch einmal deutlich vor Augen. Im öffentlichen Diskurs wird dabei schnell deutlich, dass es sehr unterschiedliche Färbungen des Islam gibt, während sich der Fokus in der deutschen Diskussion (zumindest in den Massenmedien und in der Politik) schnell auf bestimmte Symbole und bestimmte Strömungen verengt.

Auffällig ist dabei auch, dass der Anteil der islamischen Theologen an diesen Diskussionen in der Jakarta Post nicht gering ist. Statt sich für Symboldebatten oder eine Leitkultur instrumentalisieren zu lassen, wünsche ich mir gerade dieses auch von den Meinungsführern unserer Großkirchen.

Muchamad Tholchah schreibt heute in der Jakarta Post:

"Most religions declare themselve to be the truth and the way to salvation. However, such claims should not result in conflict. Since most religions are revealed through God's language, only God knows exactly what He meant. Therefore, no one can claim that he or she has caught God's message. God said: 'I am buried wealth'.

To find the essence of God, we have to 'dig' deeper. The available interpretations, the resluts of these efforts, are created by humans, and are not necessarily similar to God's intentions. Creating harmony within societies is not an ambitious project. However, it requires a strong consciousness in all communities."

Auch wenn es sicherlich den einen oder anderen Disput zu führen gibt, vor allem darüber wo das Menschliche aufhört und das Göttliche beginnt (aus christlicher Sicht) und auch wenn ich diesen Ausspruch Gottes nicht direkt einer Überlieferung zuordnen kann (ich lasse mich gerne aufklären), es ist ein wichtiger Ansatz, der sich hier äußert. Es ist der Ansatz, der sich zeigt im Satz "Allein durch den Glauben", es ist der Ansatz, der den Menschen die Beschränktheit seiner Macht zeigt. Wer sich seiner Menschlichkeit bewusst ist, dem bleibt eigentlich nichts anderes als sich dem Anderen zu öffnen und nach gemeinsamen Wegen zu suchen, abseits von Assimilation und Leitkultur.

Links: www.wdr.de, Jakarta Post

  
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