Predigtpreise

Schon vor einigen Tagen fand ich auf den Seiten der niederländischen Sprachgesellschaft Onze Taal den Hinweis auf einen Wettbewerb um die beste Predigt.

Ich weiß nicht, inwieweit so ein Wettbewerb überhaupt sinnig ist. Predigen ist eine momentgebundene Form. Eine Predigt, die ich einmal in einer Gemeinde in einer bestimmten Situation gehalten habe, werde ich nie wieder genauso halten. Jeder, der schon einmal so einen "alten Hirschen" zu neuem Leben erweckt hat, wird das bestätigen. Schon von daher finde ich es sehr schwer, eine Predigt zu bewerten.

Und noch ein weiteres: Aus der Ausbildung zum Laienprediger ist ein Aspekt bei mir ganz deutlich haften geblieben: Predigen ist ein mündliches Ereignis. Eine Predigt ist also vor allem gesprochenes Wort. Dieses unterscheidet sich vom geschriebenen Wort: Vortragstechnik, Satzbau, aber auch Wortwahl sind entscheidend - so manches Stilmittel, das ich mir in der gesprochenen Predigt erlauben kann - da ich es gestisch, stimmlich oder durch Pausen hervorheben kann - ist mir in der geschriebenen Predigt verwehrt. Eine Predigt, die ich lese, wirkt also anders auf mich, als die Predigt, der ich zuhöre.

Diesen beiden Aspekten wird meiner Meinung nach ein Predigtpreis, der sich auf eine schriftlich niedergelegte Predigt bezieht, nicht gerecht.

  
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