Huber zu "Theologie und Kirchenleitung"

In ZThK 3 (2005), S. 409-418 findet sich der Text eines Vortrags von Wolfgang Huber zu Ehren von Eberhard Jüngel, den er bereits am 4. Februar 2005 in Tübingen gehalten hat.

Auch wenn der Titel eher suggeriert, Huber befasse sich vor allem mit der Spannung zwischen Gelehrten einerseits und den Theologen in der Kirche, die  die Wissenschaft manches Mal zu vergessen scheinen, andererseits - weit gefehlt. Hubers Artikel streift natürlich auch dieses Spannungsfeld, das gerade in den Zeiten der Neuorientierung der Landeskirchen deutlich wird, in dem außertheologische Aspekte wie Haushaltspläne und die Steuersystematik, aber auch Fragen der Entwidmung von Kirchen und ähnliches eine Rolle spielen, bei denen schon die Theologie gefragt ist.

Huber benennt einige Punkte, bei denen gerade die theologische Kompetenz der Kirchenleitung gefragt ist. Angestoßen unter anderem durch die Theologenschwemme der 80er und auch durch die finanziellen Nöte, verstärkt durch die Auseinandersetzung mit dem katholischen Amtsverständnis, stellt sich immer wieder de Frage nach dem Amtsverständnis der evangelischen Kirchen. Huber zufolge ist hier die Kirchenleitung gefragt:

"[...] Klärungsbedarf erweist sich [...] in der aktuellen innerevangelischen Debatte um das Wesen des kirchlichen Amtes und die Reichweite der Ordination. In dieser Debatte zeigen sich die einen von der römisch-katholischen Forderung beeindruckt, auch die Kirchen der Reformation müßten sich auf ein sakramentales Verständnis des kirchlichen Amtes zubewegen. Die anderen halten sich an die normative Kraft des Faktischen und wollen die teilweise ziemlich ungeordnete Vielfalt der Beteiligungen am Auftrag der Kirche zur öffentlichen Verkündigung des Evangeliums durch eine möglichst weit gespannte Praxis der Ordination einfangen."

Lese ich Huber verkehrt, wenn ich hier schon eine gewisse Parteinahme feststelle? Allein die Wortwahl - "ungeordnete Vielfalt" und "weit gespannte Praxis" - scheint doch dahin zu gehen, dass auch Huber der Meinung ist, dass das Amt (und ich gehe einmal davon aus, dass Huber hiermit das priesterliche Amt im lutherischen Sinne meint) so eng wie möglich gefasst werden muss.

Auch die nachfolgende Argumentation scheint mir in die Richtung zu gehen. Huber stellt dann auch am Schluss fest: "[...] im Blick auf evangelische Tendenzen zur Auflösung des ordinierten Amtes ist daran zu erinnern, daß dieses ordinierte Amt als Gegenüber das Priestertum aller Glaubenden gerade nicht schwächt, sondern stärkt." - Kommt drauf an, würde ich sagen. Wenn mit der Ordination der Anspruch einer Lehrautorität einher geht, die sich als Kopf der Gemeinde betrachtet, dann sehe ich hier schon eine Gefahr für diesen, gerade befreienden, Aspekt der Reformation.

  
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