Der Aufstieg und Fall einer Bibliothek

Oder: Was die Börsenkrise mit einer Forschungsbibliothek der Reformierten Kirche zu tun hat.

Vorab: Ich weiß nur das, was öffentlich über die Causa Johannes a Lasco Bibliothek bekannt ist. Aber schon diese spärlichen Informationen stimmen mich sehr nachdenklich.

Wenn's denn stimmt, dann hat die Reformierte Kirche vor etlichen Jahren 8 Millionen an Stiftungskapital zur Verfügung gestellt, um den Grundstock zu legen für ein Forschungszentrum an der Großen Kirche zu Emden. Diese 8 Millionen wurden - wenn's denn stimmt - überwiegend in Aktien angelegt.

Unbestritten ist, dass die Bibliothek der Großen Kirche zu Emden in den letzten Jahren einen kometenhaften Aufstieg kannte: Preise als Bibliothek des Jahres, Forschungsprojekte der Deutschen Forschungsgemeinschaft und eine herausragende Bedeutung als Kulturzentrum - Emden hat mehr zu bieten als die Kunsthalle. Aber der Aufstieg verlief sehr steil, von einer Bibliothek mit einem nebenamtlichen Leiter und einer stundenweisen Hilfskraft zu einem Forschungszentrum mit 17 Mitarbeitern in recht kurzer Zeit - das verwundert schon, zumal die Kirchen schon seit den neunziger Jahren eigentlich nicht mehr im Geld schwimmen.

Vor einigen Tagen nun wurde der Vorstand der Stiftung - in Personalunion auch Direktor der Bibliothek - fristlos entlassen. Begründung: Die wirtschafliche Schieflage der Stiftung. Wenn's stimmt - dann sind vom Kapital der Stiftung 5 Millionen verdampft.

Die reformierte Welt ist in hellem Aufruhr: das Gästebuch des Reformierten Moderamens enthält wütende Angriffe auf die Kirchenleitung, ebenso auch die zu erwartenden Angriffe auf das System Kirche an sich.  Verschärft wird das ganze auch noch durch staatsanwaltliche Ermittlungen mit Hausdurchsuchungen.

Transparenz scheint das große Problem zu sein: Mich erstaunt, dass eine Stiftung von nur einem einköpfigen Vorstand vertreten werden kann. Mich wundert aber auch, wie jemand sich auf so eine Konstruktion einlassen kann, obwohl doch ganz klar sein sollte, dass - wenn etwas schief läuft - dieser eine hängt. Und was mich am meisten wundert ist, dass die Kirche, die sonst so übervorsichtig mit ihrem Geld ist, in so einem Fall - wenn's denn wahr ist - so riskante Formen der Kapitalvermehrung sucht.

Ach ja, früher gab es ja ein Zinsverbot ...

Link:  reformiert-info.de

  
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