Die Bezirksfrau, Presbyterin und treue Gottesdienstbesucherin kannte ich schon als kleines Kind. Zuerst waren es nur die Kuchenstücke, die wir meist nach Geburtstagen, die in ihrer Großfamilie gefeiert wurden, bekamen. Doch später brachte ich jeden Samstag die Kirchenzeitung in ihr Haus, und beim Kassieren des Zeitungsgeldes steckte sie mir jedes Mal etwas Leckres zu. Noch später merkte ich erst, wie wertvoll sie für die Gemeinschaft war.
Sie kannte ihre Nachbarschaft. Sie sorgte sich nicht nur um ihre eigene Familie, sie hatte ein Auge auf viele Menschen in ihrem Bezirk. Sie ging nicht nur sonntags zur Kirche, sie lebte ihren Glauben, indem sie sich mit ihren Gaben in die Gemeinde einbrachte, bis ins hohe Alter - indem sie Menschen in ihrer unmittelbaren Umgebung besuchte, ihnen half, aber auch ihre Solidarität forderte, indem sie alljährlich für die Diakoniesammlung bei ihnen anklingelte, oftmals für kleine Beträge, die aber zusammen doch eine beachtliche Summe ergaben.
Einen Nachfolger, eine Nachfolgerin für sie gibt es nicht, über die Gründe kann sich jede/r selbst gedanken machen.
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Der Organist, Kantor, Posaunenchorleiter und Musiklehrer war ein bescheidener Mensch. Er lebte seine Musik, in ihr ging er vollständig auf. Unermüdlich tat er seinen Dienst in der Kirchengemeinde, an den Sonntagen hatte er meist drei Gottesdienste, in denen er die Orgel spielte: Früh- und Hauptgottesdienst, und dann noch die einleitende Liturgie für den Kindergottesdienst. Oftmals sangen der Chor, der Kinderchor, spielte der Posaunenchor, fand sich ein Streichquartett zusammen, das er auf dem Cembalo der Gemeinde dann begleitete. Er muss auch mal Urlaub gehabt haben, aber in meiner Erinnerung war er jeden Sonntag da.
Er war auch mein Musiklehrer, später leitete er dann verschiedene Ensembles an der Schule, die ich besuchte. Höhepunkte ware - neben den Konzerten - die gemeinsamen Probewochenenden, an denen Chor und die verschiedenen Ensembles teilnahmen - die Probenarbeit war nicht immer einfach - und doch: ob Schule, ob Kirchengemeinde - Chor, Posaunenchor, die verschiedenen Ad-Hoc-Ensembles, der große Blockflötenspielkreis, alle diese Gruppen blieben recht lange beieinander, auch ich blieb nach meinem Abitur noch eine Zeit lang im Chor, spielte das ein oder andere Mal in unserer Kirche, sang.
Nachdem er in Ruhestand ging, war es aus mit der Kontinuität - und irgendwann musste die Gemeinde die hauptamtliche Kirchenmusikerstelle aufgeben. Seitdem kommen und gehen Nachfolgerinnen und Nachfolger, und manches an systematischer kirchenmusikalischer Arbeit gibt es nicht mehr.
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Ja, die Zeiten haben sich geändert, ja, manches geht heute nicht mehr so wie "früher". Doch manchmal wünsche auch ich mir etwas Entschleunigung, ein Innehalten, um darüber nachzudenken, was passiert, wenn wir unseren Kirchengemeinden an der Kirchenmusik sparen, wenn in unseren Kirchengemeinden die nine-to-five-Mentalität vor den Pfarrhäuser nicht halt macht, wenn in unseren Kirchengemeinden die einfachen, modernen Wege der Kommunikation gewählt werden, statt den unbequeme Weg der persönlichen Ansprache zu wählen.
Ich perönlich kenne den Königsweg auch nicht, doch die Erinnerung an diese beiden Menschen hat mich sehr ins Grübeln gebracht.
]]>Es gibt Sonnenstrahlen, die den Nebel durchbrechen, die die dunklen Wolken aufreißen lassen, die Kälte vertreiben, die Feuchtigkeit verdunsten lassen. Das sind dann die schönen Momente, wie ich sie dieses Jahr im Herbst häufiger gesehen habe.
Nun neigt der Mensch dazu, sein soziales und politisches Leben auch mit Analogien zur Natur zu umschreiben. Da ist dann die Rede von der Sonne, der man entgegenstrebt. Manchmal sind es sogar nicht einmal beschreibende Analogien, sondern wird die Natur zum Urgrund allen dessen erklärt, wie der Mensch sein soziales, politisches Miteinander zu organisieren habe. Zu Recht gehen da bei vielen dann die Alarmglocken an.
Der Nebel der Geschichte, die dunklen Wolken der jüngeren deutschen Geschichte, sie beschränken oftmals die Sicht, dieser Nebel verhindert manches Mal auch eine klare Diskussion. Bestimmte Begriffe sind geschichtsbeladen und können daher in Auseinandersetzungen nicht benutzt werden, obwohl sie zuspitzend exakt das beschreiben, was gerade das Problem ist.
Der Nebel der Geschichte äußert sich in Begriffen wie "Top-down-Struktur", "Verschlankung von Entscheidungsprozessen", "Straffung von Strukturen" u.ä. Wer Strukturen strafft, schafft Gremien ab, wer Entscheidungsprozesse verschlankt, streicht Mitsprachemöglichkeiten, wer eine Top-down-Struktur einführt, will klare Führungstrukturen. Früher nannte man das einmal "Führerprinzip".
Der Nebel der Geschichte beschränkt auch die Sicht. Man sieht nur noch die Spitze des Berges, der aus dem Nebel ragt. Die Gesteinsmasse aber, das, worauf die Bergspitze ruht, ist im Nebel verborgen. Das "Führerprinzip" gehört zu den Elementen unseres Miteinanders, welches bei einer größeren Menge von Menschen - nicht nur in Deutschland - recht populär war und immer noch populär ist. Gemeinschafliches Gestalten ist anstrengend und erfordert Kompromissbereitschaft, doch gibt es viele Menschen, die ihre Sicht, ihre Entscheidungen für das einzige Wahre halten und diese dann auch - koste was es wolle - durchdrücken wollen.
Ein wesentliches Element des Miteinanders in der Kirche, in der ich mich trotz mancher Schwierigkeiten bisher heimisch fühlte, ist das presbyterial-synodale Element. Es gehört für mich zur evangelischen Identität. Ich habe aber mehr und mehr den Eindruck, dass dieses Element von etlichen Amtsträgern in dieser Kirche als störend wahrgenommen wird. Man möchte "führen", auf Gemeindeebene möglichst alleine, auf den höheren Ebenen konsistorial oder manches Mal sogar episkopal. Wesentliche Kontrollelemente geraten unter Druck oder werden gezielt geschwächt. Der Nebel der Geschichte verhindert auch hier eine klare Sicht, eine scharfe Analyse. Aus Tagesstimmungen heraus werden wichtige Strukturen "verschlankt".
Wer immer nur im Nebel stochert, kann irgendwann das Sonnenlicht auch nicht mehr ertragen. Will man dann noch die Sonne suchen?
]]>Link: www.babypark.nl
]]>Die Lippische Landeskirche will ihre Aufgabenverteilung zwischen Kirchengemeinden und Landeskirche neu regeln. Wenn alle dringend erforderlichen Handlungsfelder von den einzelnen Gemeinden erwartet würden, seien sie schnell überfordert, sagte EKD-Oberkirchenrat Thies Gundlach zum Abschluss der Synode der Lippischen Landeskirche in Lage.
Und was heißt das?
Will Lippe dieTendenz zu einer bischöflich-verfassten Priesterkirche, die sich in vielen Landeskirchen äußert, jetzt zur offiziellen Politik erklären? Unter dem Mäntelchen der Effizienz und der Professionalität vollzieht sich zur Zeit an vielen Stellen ein schleichender Wandel in der evangelischen Kirche, bei der wesentliche Elemente und Ergebnisse der Reformation aufgegeben werden. Presbyterien und Synoden werden Zuständigkeiten genommen, indem Kommissionen, Werke und Lenkungsausschüsse eingesetzt werden, in denen die hauptamtlichen Mitarbeiter, insbesondere die hauptamtlichen Theologen die Mehrheit stellen. Synode und Presbyterium werden so zu Gremien, in denen die Entscheidungen einer kleinen Machtgruppe nur noch nickend zur Kenntnis genommen werden können. Von evangelischer Freiheit bleibt da nicht mehr viel!
P.S. Einen Link zu der entsprechenden Seite bei www.wdr.de zu setzen, lohnt nicht mehr, da schon bald dieser Bericht wieder dem digitalen Vergessen überlassen werden muss, dem Gesetzgeber sei dank.
]]>Wenn's denn stimmt, dann hat die Reformierte Kirche vor etlichen Jahren 8 Millionen an Stiftungskapital zur Verfügung gestellt, um den Grundstock zu legen für ein Forschungszentrum an der Großen Kirche zu Emden. Diese 8 Millionen wurden - wenn's denn stimmt - überwiegend in Aktien angelegt.
Unbestritten ist, dass die Bibliothek der Großen Kirche zu Emden in den letzten Jahren einen kometenhaften Aufstieg kannte: Preise als Bibliothek des Jahres, Forschungsprojekte der Deutschen Forschungsgemeinschaft und eine herausragende Bedeutung als Kulturzentrum - Emden hat mehr zu bieten als die Kunsthalle. Aber der Aufstieg verlief sehr steil, von einer Bibliothek mit einem nebenamtlichen Leiter und einer stundenweisen Hilfskraft zu einem Forschungszentrum mit 17 Mitarbeitern in recht kurzer Zeit - das verwundert schon, zumal die Kirchen schon seit den neunziger Jahren eigentlich nicht mehr im Geld schwimmen.
Vor einigen Tagen nun wurde der Vorstand der Stiftung - in Personalunion auch Direktor der Bibliothek - fristlos entlassen. Begründung: Die wirtschafliche Schieflage der Stiftung. Wenn's stimmt - dann sind vom Kapital der Stiftung 5 Millionen verdampft.
Die reformierte Welt ist in hellem Aufruhr: das Gästebuch des Reformierten Moderamens enthält wütende Angriffe auf die Kirchenleitung, ebenso auch die zu erwartenden Angriffe auf das System Kirche an sich. Verschärft wird das ganze auch noch durch staatsanwaltliche Ermittlungen mit Hausdurchsuchungen.
Transparenz scheint das große Problem zu sein: Mich erstaunt, dass eine Stiftung von nur einem einköpfigen Vorstand vertreten werden kann. Mich wundert aber auch, wie jemand sich auf so eine Konstruktion einlassen kann, obwohl doch ganz klar sein sollte, dass - wenn etwas schief läuft - dieser eine hängt. Und was mich am meisten wundert ist, dass die Kirche, die sonst so übervorsichtig mit ihrem Geld ist, in so einem Fall - wenn's denn wahr ist - so riskante Formen der Kapitalvermehrung sucht.
Ach ja, früher gab es ja ein Zinsverbot ...
Link: reformiert-info.de
]]>Gestern erschien in verschiedenen Zeitungen und Argenturen diese Nachricht.
Siehe auch: www.evlka.de
]]>Wie groß muss eine Gemeinde sein, um eine eigene Kirche haben zu dürfen? Oder muss die Frage eher sein: Wie sollen in Zukunft Kirchen unterhalten werden? Fusionen entzünden sich oftmals an Gebäuden, aber andere Faktoren spielen mindestens eine ebenso wichtige Rolle. Im Falle der St.-Sebastian-Kirche ist es deutlich die Tatsache, dass hier sich eine kleine, aber aktive Gemeinde von einer Großen geschluckt fühlt. Wie können die Gemeinden also wieder größer werden ohne von der Wohnort-Nähe, die sie im letzten Jahrhundert aufgebaut haben, unnötig viel preis zu geben? Drohen die Gemeinden sich nicht so zur Unkenntlichkeit auszudehnen, dass sie irgendwann mangels Maße implodieren müssen?
Link: www.echo-muenster.de
]]>Meine theologische Bibliothek in Niederländisch ist nämlich eher bescheiden und da die Vorbereitung der Gottesdienste meist doch außerhalb der Öffnungszeiten der hiesigen theologischen Bibliotheken erfolgen muss, ist es schon ganz gut, wenn ich einige Quellen zumindest in der digitalen Bibliotheek finden kann.
Die ursprünglich von einem slowakischen Programmierer entwickelte Software wurde von diesem als Freeware vertrieben und befindet sich seit April letzten Jahres in Händen der gleichnamigen Firma Theophilos Bible Software LLC. Sie ist weiterhin als Freeware zugänglich. Ein Schwerpunkt liegt bei englischen Quellen, für das Niederländische sind die wichtigsten Bekenntnisschriften, so auch eine Übersetzung der Barmer Thesen - danach suchte ich nämlich -, Calvins Institutio und einige Kommentare erschlossen.
Deutsche Quellen sind eher spärlich, dafür finden sich aber zahlreiche englische Übersetzungen wichtiger Dokumente der Reformation.
Links: www.theophilos.sk, www.meetingpoint.org/theophilos/Dutch
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