ralf dahrendorf zum neuen autoritarismus
Ich las diesen Artikel in der Jakarta Post am Montag. Dahrendorfs Analyse zeigt die große Gefahr, die insbesondere den Demokratien im Westen droht.
In dem Bestreben, den Bürgern größtmögliche Sicherheit zu geben, neigen die Politiker inzwischen dazu, die Bürger nicht mehr als Bürger, sondern als Untertanen zu behandeln, die einfach alles nachzuvollziehen haben, was Politik und Verwaltungen als "richtig" und "sicher" ausgemacht haben.
Die Freiheiten, die die Revolutionen des 18. und 19. Jahrhunderts erstritten haben, die Freiheiten, derer man sich in Deutschland nach dem Gestapo- und SS-Staat besonders bewusst sein sollte, diese Freiheiten, die gegen die Stasi erstritten wurden, die Freiheiten, die immer wieder gegen übertriebene Sammelwut (Volkszählung) verteidigt werden mussten, werden jetzt zu schnell und leichtfertig aufgegeben. Kein Politiker kann garantieren, dass das Orwellsche System, das jetzt in vielen Staaten eingeführt wird - wie sonst anders soll man die starke Videoüberwachung bezeichnen? - das Leben sicherer macht.
Wenn ich heute ins Ausland reise, unterziehe ich mich oft der gleichen Art von Kontrolle, die ich bei jeder Einreise in die DDR mitgemacht habe, sowohl bei Ein- als auch bei Ausreise. Ich fühle mich dadurch nicht sicherer, im Gegenteil.
Link: Ralf Dahrendorf - 9/11 and the new authoritarianism