weblogs: exhibitionismus versus öffentlicher diskurs

In den letzten zwei Wochen war auf www.wdr.de ein sehr interessantes weblog zu lesen: das Schulblog.

Interessant aus zweierlei Gründen: Zum einen, weil dieses weblog aus meiner Sicht ein sehr positives Beispiel für den Einsatz dieser speziellen Form ist. Zum anderen, weil das weblog auch inhaltlich etwas zu dem Themengebiet beizutragen hat, dem sich der Autor widmet.

Weblogs sind in erster Linie persönlich. Leider sind viele Blogs, auch die sich interessanten Themen widmen, häufig gespickt mit allerlei sehr Privatem. Die Grenze zur Peinlichkeit kann dabei schnell überschritten werden. Zudem scheinen viele Autoren oftmals zu vergessen, dass jeder, wirklich jeder Mensch mit einem Internetanschluss die Äußerungen, die im Blog gemacht werden, lesen kann. Hier eine Grenze zu ziehen, halte ich für sehr wichtig. Sobald Diskussionen oder Äußerungen intimer werden, sollte sich das Gespräch, der Diskurs aus dieser Öffentlichkeit zurückziehen. Das hat nicht nur mit gutem oder schlechtem Journalismus zu tun, das halte ich für essentiell in Hinsicht auf die Medienkompetenz. Stefan Domke hat mit seinem Blog eine persönlich gefärbte Sicht des Alltags an einer Bochumer Hauptschule gegeben. Aus mehreren Eintragungen wird deutlich, dass er - als Journalist - sein Handwerk gut gelernt hat. Ein bisschen von diesem Handwerk sollten sich manche Blogautoren auch aneignen, denn nicht alles, was im professionellen oder privaten Kontext geäußert wird, eignet sich zur Veröffentlichung im Blog.

Aber auch thematisch ist dieses weblog gelungen. Zu oft wird über unser Bildungssystem geklagt, zu oft werden dabei auch Einzelfälle aufgebauscht und die falschen Relationen hergestellt. Stefan Domke hat mit seinem Blog den Alltag an einer Hauptschule begeleitet, ohne in Voyeurismus oder Exhibitionismus zu verfallen. Aus seiner Bilanz wird deutlich, dass die veröffentlichte Meinung zu Schule im Allgemeinen und zur Hauptschule im Besonderen ein einseitig negatives Bild skizziert. Auch er hat einen Einzelfall beschrieben, aber mir scheint es, als sei dieser Einzelfall authentischer als der Ausnahmezustand an der berüchtigten Berliner Hauptschule. Und nebenbei bemerkt: Für derartige Einblicke bezahle ich gerne meine Rundfunkgebühren.

Link: www.wdr.de

  
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