Seit Mitte Januar ist es still geworden hier. Nicht dass ich die Lust
am Bloggen verloren hätte, aber ich kam er einfach nicht zu.
Denn seit Februar gebe ich ein "Gastspiel" an einem Gymnasium im
Münsterland - neben meiner normalen Berufstätigkeit. Nach etlichen
Jahren der Schulabstinenz habe ich so die Möglichkeit, mal wieder in
den Alltag des Lehrers hineinzuschauen. Nachdem ich bisher vor allem
mit Studenten zu tun hatte, sind es nun Oberstufenschüler, die ich
unterrichte. Und da gibt es natürlich einige Unterschiede, aber
andererseits auch einige Gemeinsamkeiten. Aber der größte Unterschied
ist doch der Anteil der Bürokratie. Während ich einen Lehrauftrag an
der Uni oder der Fachhochschule im Prinzip relativ formlos erhielt -
meist brauchte ich nur meine Magisterurkunde vorlegen - musste ich für
eine Vertretungstätigkeit von acht Wochen (sechs Stunden Unterricht pro
Woche) sicher 10 verschiedene Formblätter ausfüllen bzw.
unterschreiben. Außerdem musste ich sogar mein Abiturzeugnis einreichen
- wozu, ist mir schleierhaft.
Und auch ansonsten ist der Schulalltag doch durch einige Strukturen für
mich erst einmal recht gewöhnungsbedürftig. Ich muss meine
Unterrichtseinheiten wieder auf 45 Minuten herunterbrechen, in denen
alles untergebracht werden muss: Administrativa wie Termine,
Arbeitsabsprachen, Unterschriften unter Entschuldigungen usw.
Diese 45 Minuten sind dann meistens auch nicht recht effektiv, kaum
habe ich beispielsweise einen Bereich des Wortschatzes eingeführt, muss
ich schnell weiter hetzen in meinem Programm, will ich in der Stunden
auch noch mit diesem Wortschatz arbeiten. Sicherung des Erlernten ist
dann vielleicht noch möglich, aber es hat manchmal etwas vom Nürnberger
Trichter. Doppelstunden sind da schon um einiges effektiver, so sie
denn nicht nachmittags zwischen halb drei und vier liegen.
Aber es macht Spass und - ganz wichtig: diese Schüler können nicht
weglaufen! Dadurch ist zumindest garantiert, dass jeder fast immer auf
dem gleichen Kenntnisstand ist und ich nicht - wie es denn an der
Fachhochschule öfter geschah mit dem mitleidigen-fordernden: "Ich war
nicht da, können Sie das noch einmal erklären?" dazu verleitetet werde,
mich inhaltlich im Kreis zu drehen. Oder dass die Studenten wegbleiben,
weil ich auf ihr unzuverlässiges Kommen keine Rücksicht nahm. Das kann
in der Schule nicht passieren.
Eigentlich schade, dass es schon bald wieder (am 4. April) vorbei ist.